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Mit Hiphop zu mehr Lebenskompetenz

„Wir wollen die Schwierigsten der Schwierigen erreichen“, sagt Margrit Hasselmann vom Landesinstitut für Schule, Gesundheit und Suchtprävention (LIS) in Bremen. Gemeint sind damit neunte Schulklassen aus den sozialen Brennpunkten der Stadt. Mithilfe des LIS-Projekts „Kribbeln im Bauch“ werden den Schülerinnen und Schülern Präventionsthemen näher gebracht – Sucht- und Gewaltvorbeugung, aber auch die Kompetenz, die Risiken von Sucht richtig einschätzen zu können. Das Besondere: Im Wechsel zum Präventionsteil des Projekts studieren die Schüler Hiphop-Choreografien ein. Margrit Hasselmann erklärt, was es damit auf sich hat und warum das Projekt nachhaltig wirkt.

Projekt „Kribbeln im Bauch“ erreicht Schüler aus sozialen Brennpunkten


Auf dem Marktplatz zeigen die Projektteilnehmer ihr Können

© Michael Schnelle, LIS Bremen

 

„Wir wollen die Schwierigsten der Schwierigen erreichen“, sagt Margrit Hasselmann vom Landesinstitut für Schule, Gesundheit und Suchtprävention (LIS) in Bremen. Gemeint sind damit neunte Schulklassen aus den sozialen Brennpunkten der Stadt. Mithilfe des LIS-Projekts „Kribbeln im Bauch“ werden den Schülerinnen und Schülern Präventionsthemen näher gebracht – Sucht- und Gewaltvorbeugung, aber auch die Kompetenz, die Risiken von Sucht richtig einschätzen zu können. Das Besondere: Im Wechsel zum Präventionsteil des Projekts studieren die Schüler Hiphop-Choreografien ein. Margrit Hasselmann erklärt, was es damit auf sich hat und warum das Projekt nachhaltig wirkt.

„Über das Tanzen versuchen wir, an die Jugendlichen heranzukommen. Die körperlich sehr anstrengenden Hiphop-Choreografien sind fester Bestandteil des Konzepts. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass man über die Psychomotorik besser an die soziale und kreative Intelligenz herankommt. Und diese Chance nutzen wir“, erklärt Margrit Hasselmann. Die Schülerinnen und Schüler werden dazu in zwei Gruppen geteilt – jeweils eine tanzt, während die andere Präventionsarbeit macht. An insgesamt fünf aufeinanderfolgenden Tagen lernen die Schüler viel über Sucht, aber auch über die Wichtigkeit eines respektvollen Umgangs miteinander. „In den Klassen gibt es zu Beginn oft überhaupt kein Gemeinschaftsgefühl. Oft wird gemobbt und es herrscht ein rauer Umgangston. Viele der Jugendlichen kommen außerdem aus schwierigen familiären Verhältnissen“, weiß Hasselmann. Das sind auch die Gründe, warum sich die Klassenlehrer um eine Teilnahme an dem Projekt bewerben. Die Plätze sind begehrt, nur eine begrenzte Anzahl kann jedes Jahr teilnehmen. „Im Jahr 2015 waren es 18 Klassen aus 12 Schulen – wir hätten aber doppelt so viele nehmen können. Da wir aber auf Sponsoren angewiesen sind, hängt die Anzahl von den gesponserten Beträgen ab“, erklärt Hasselmann.

Lernen, an einem Strang zu ziehen

Zum Einstieg wird das Thema Internet und soziale Medien gewählt: Wie lange bist du jeden Tag bei Facebook unterwegs? Wie oft spielst du Computerspiele? sind Fragen, die das Präventionsteam der Schulklasse stellt. „Es geht darum zu zeigen: Niemand wird mit Absicht süchtig. Man muss auf sich aufpassen. Außerdem kann Vieles süchtig machen – nicht nur Alkohol oder Drogen“, betont die Expertin. Am Dienstag dreht sich alles um Gewaltprävention. Dazu werden Übungen aus dem Managementtraining zur Teamentwicklung eingesetzt: Hier kommt man nur weiter, wenn man eng zusammenarbeitet. „Die Schülergruppe steht dabei zum Beispiel auf einer Matte. Die Aufgabe: Die Matte auf die andere Seite zu drehen – während sie alle draufstehen. Das erfordert Absprachen untereinander, man muss sich anfassen, sich vertrauen. Das ist für viele neu.“ Auch die Lehrer beteiligen sich an der Projektwoche – sie tanzen mit und bereiten für ihre Schüler auch Brötchen vor. Dabei geben sie ihre gewohnte Rolle als Lehrer ab. „Die Lehrkräfte machen vor der Projektwoche eine zweitägige Intensivschulung. Wir versuchen dabei deutlich zu machen, dass man mit unserer Art der Pädagogik viel besser an die Jugendlichen herankommt. Sie lernen ihre Schüler in dieser Woche von einer ganz anderen Seite kennen“, weiß Hasselmann.

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